2017 präsentierte die MaLisa Stiftung die Ergebnisse der bislang umfassendsten Studie zur Ermittlung von Geschlechterdarstellungen im deutschen Film und Fernsehen. Nun haben wir in einem nächsten Schritt untersucht, wie es um die Darstellung von Männern und Frauen auf den Plattformen YouTube und Instagram sowie in Musikvideos bestellt ist.
Die viel von jungen Menschen genutzten Online-Plattformen wie YouTube und Instagram bieten erst einmal jedem und jeder neue Chancen, sich darzustellen, die eigene Identität zu zeigen und sich eine Stimme zu geben. Doch die Ergebnisse mehrerer von der MaLisa Stiftung unterstützten Studien zeigen, dass Frauen auch auf diesen Plattformen unterrepräsentiert sind. Das Verhältnis 1:2 von weiblichen zu männlichen Protagonist*innen, das sich in Kino und TV gezeigt hat, ist auch bei den 100 beliebtesten Musikvideos, den 100 beliebtesten YouTube-Kanälen und den Top 100 Instagrammer*innen in Deutschland zu finden.
Die Geschlechterdarstellungen in den erfolgreichsten YouTube-Kanälen basieren zudem auf veraltet anmutenden Stereotypen: Während Frauen sich überwiegend im privaten Raum zeigen, Schminktipps geben und ihre Hobbies präsentieren (Basteln, Nähen, Kochen), bedienen Männer deutlich mehr Themen: von Unterhaltung über Musik bis zu Games, Comedy und Politik. In Musikvideos, die heute überwiegend über YouTube konsumiert werden, konnten diese beiden Ergebnisse ebenfalls beobachtet werden: Wir sehen noch immer mehrheitlich Frauen, die sexy und passiv inszeniert werden. Und der Anteil der Sängerinnen in den Top 100 liegt konstant bei einem Drittel. Auch auf Instagram sind insbesondere die Frauen erfolgreich, die einem normierten Schönheitsideal entsprechen. Sie sind dünn, langhaarig und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty. Weibliche Selbstinszenierung findet hier nur in einem sehr begrenzten Korridor statt.
Doch ein Blick in die Branche zeigt, dass diese stereotypen Darstellungen nicht allein persönlichen Interessen geschuldet sind. Die befragten YouTuberinnen verweisen auf Hürden, die es erschweren aus dem Themenumfeld Beauty auszubrechen und sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen. Sie berichten von engen Zuschauererwartungen und damit verbunden kritischen, mitunter bösartigen Kommentaren, sobald sie den normierten Erwartungen widersprechen.
Die Befragungen haben studienübergreifend gezeigt, dass jugendliche Konsument*innen Influencer*innen als Vorbilder betrachten und deren Posen und Aussehen nachahmen. Auf YouTube legen die Kanalbetreiber*innen großen Wert auf „Authentizität“, bei Instagram soll alles „natürlich“ und „spontan“ wirken, auch wenn die geposteten Fotos aufwendig und zeitintensiv inszeniert wurden. Insbesondere Mädchen, die Influencer*innen folgen, bearbeiten ihre eigenen Bilder stärker als solche, die keinen Influencer*innen folgen. Sie empfinden ihr natürliches Aussehen zunehmend als unzureichend.
Ausführlichere wissenschaftliche Artikel finden Sie auf den Seiten des Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI):