Montag, 10. Juli 2017

Bechdel-Test – was ist das?

“Tribute von Panem” besteht den Bechdel Test (Foto: Film Still)

Fiktionales auf Bildschirm und Leinwand nehmen nimmt einen großen Raum in der Sozialisierung einer Gesellschaft ein. Jungs dürfen sich in die Rollen von Weltenrettern, Action-Helden, Wissenschaftlern, Chefs und Alpha-Tieren hineinträumen. Und Mädchen? Wie oft und in welchen Rollen sind Frauen zu sehen? Mit dem „Bechdel-Test“ können wir uns mit drei einfachen Fragen einen schnellen Eindruck verschaffen.

 

Sprechen wir über Frauendarstellungen im Film, wird häufig der Bechdel-Test herangezogen. Der Test wird bestanden, wenn die folgenden drei Fragen mit Ja beantwortet werden können:

 

1. Kommen in einem Film mindestens zwei Frauen vor, die einen Namen haben?
2. Reden sie auch miteinander?
3. Reden sie über ein anderes Thema als über einen Mann bzw. Männer generell?

 

Der Test wurde nicht von feministischen Filmkritikerinnen oder Filmemacherinnen erdacht, sondern bereits 1985 von der Comic-Autorin Alison Bechdel. In dem Strip „The Rule“ aus ihrer Comic-Serie „Dykes to Watch Out For“ wird der bestandene Test zur Bedingung für einen Kinobesuch gemacht. Letztendlich entscheiden sich die Freundinnen, lieber zuhause Popcorn zu machen.

 

Die Liste der Filme, die den „Bechdel-Test“ nicht bestehen, ist lang. Das Erstaunliche an diesem simplen Test ist, dass er ein systemisches Problem offenlegt: die Filmwelt wird von Männern bestimmt. Filme werden mehrheitlich von Männern für Männer gemacht und es werden mehrheitlich Männerwelten dargestellt und Männerprobleme behandelt – selbst dann, wenn eine starke Frau die Hauptrolle spielt. Als der Superheldinnen-Film „Wonder Woman“ in die Kinos kam, wurde er dafür gefeiert, dass mit Patty Jenkins zum ersten Mal eine Frau bei einem Film dieser Größenordnung Regie führen durfte. Die Produzenten und Drehbuchautoren waren jedoch Männer. Eine Analyse von 2000 Filmen zeigt, dass selbst in Filmen mit Frauen in Hauptrollen Männer in der Regel noch immer den größten Anteil am Dialog haben.

 

Über den „Bechdel-Test“ hinaus ist es wichtig, Inhalte von Filmen und Serien genauer zu betrachten. Dies etwa machen Bloggerinnen wie filmloewin.de regelmäßig unter feministisch-kritischen Gesichtspunkten.

 

Dass die strukturelle Ungleichbehandlung unter Beobachtung steht, wird dadurch deutlich, dass sie mittlerweile rasch erkannt und dann sofort darauf reagiert wird. Der komplett männliche Writer‘s Room der nächsten Staffel von „The X-Files“ wurde zuerst von Sonia Rao in der Washington Post aufgegriffen. Einen richtigen Spin erfuhr die Geschichte, als Gillian Anderson, die in der Serie die weibliche Hauptrolle Dana Scully spielt, den Link per Twitter teilte und dazu postete: „And 2 out of 207 eps directed by women. I too look forward to the day when the numbers are different. #TheFutureisFemale“.

 

Während in den USA Organisationen wie das Geena Davis Institute und das Women’s Media Center seit mehr als einem Jahrzehnt diese Themen beleuchten, gab es zur Darstellung von Frauen und Männern in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft bisher keine umfassenden Daten. Deshalb hat die MaLisa Stiftung, in Partnerschaft mit Fernsehsendern und Filmförderung, die erste umfassende Studie zum Thema initiiert.

 

Die Studie „Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland” der Universität Rostock bietet einen Einblick in den Status Quo und eine Grundlage, an der wir zukünftig Veränderungen messen können. In der Studie wurde unter anderem auch der „Bechdel-Test“ für deutsche Produktionen gemacht, ebenso wie ein „umgedrehter Bechdel-Test“ (gibt es in dem Film zwei männliche Figuren, die einen Namen haben, reden sie miteinander und ist das Thema etwas anderes als Frauen?). Die Ergebnisse finden Sie am 12.7 ab 14 Uhr hier.