Deutscher Kurzfilmpreis
Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die wichtigste Auszeichnung für den Kurzfilm in Deutschland. Jedes Jahr im November wird er von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verliehen. In diesem Jahr fand die Preisverleihung an der Filmuniversität Babelsberg im Potsdamer Waschhaus statt.
In der Kategorie „Spielfilme mit einer Laufzeit von mehr als 10 bis 30 Minuten“ wurde Sophia Bösch für ihren Film „Rå“ mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Der Film der 30jährigen Babelsberger Regiestudentin thematisiert auf ganz eigene Weise die eingefahrenen Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft und den Versuch einer heranwachsenden Frau, in einer tradierten Männerwelt ihren Platz zu erkämpfen. Erzählt wird von der 16jährigen Linn, die ihren ersten Elch erlegt und sich in der Jagdgesellschaft ihres Vaters behaupten muss.
Maria Furtwängler hielt die Laudatio und wies auf die fehlende Diversität in der Filmbranche hin. Fast die Hälfte der Regie-AbsolventInnen in Deutschland sei weiblich, aber nur jeder fünfte Film würde von einer Frau gedreht. Sie freute sich sehr, dass mit „Rå“ ein Film geehrt wurde, der auf kreative und wunderbare Weise bestehende Strukturen und Stereotype und den Umgang mit Macht und deren Missbrauch konstruktiv und künstlerisch hinterfragt. Sie erwähnte die in Europa einzigartige gemeinsame Initiative der deutschen Filmhochschulen, die mit einem 15 Maßnahmen starken Positionspapier für mehr Geschlechtergerechtigkeit in den Hochschulstrukturen und für ein stärkeres Bewusstsein für die Geschlechterdarstellung im Film eintreten. Furtwängler appellierte an die anwesenden StudentInnen die Inhalte dieses Positionspapiers an ihren Hochschulen nachdrücklich einzufordern.
„Gerade dieser Film ist in seiner Zusammensetzung für die Filmbranche unüblich“, sagte die Gewinnerin Bösch in ihrer Dankesrede. Das Team des Films bestand aus 80 Prozent Frauen. Das Preisgeld möchte sie in einen Langspielfilm mit ihrer Protagonistin Linn investieren: „Für mich ist dieser Kosmos noch nicht zu Ende erzählt. Ich will noch mehr darüber nachdenken, was es heißt, sich als Mädchen in dieser Welt zu beweisen.“ Ihre Dankesrede schloss sie mit den Worten: „Wir sind die Zukunft.“